“Wer nicht weiss, wohin er will…

…dem ist kein Wind recht”

Stellt euch vor: Ihr möchtet auf eine Reise gehen. Über das Meer.

Mit einem Schiff. Und einer motivierten Crew. Und etwas Proviant.

Doch wenn ihr nicht genau wisst, wohin ihr segeln wollt, wird jeder Wind zum Problem. Ihr irrt umher, verschwendet Ressourcen und verliert die Motivation.

Das wusste schon der Philosoph Seneca: "Wer nicht weiss, wohin er will, dem ist kein Wind recht." Ohne klare Ziele und eine Vorstellung davon, wohin ihr wollt, könnt ihr leicht den Fokus verlieren und eure Ressourcen verschwenden.

Das gilt auch - und besonders - für gemeinnützige Institutionen. Egal, ob Stiftung oder Verein.

Denn: Eure Stiftung, euer Verein wurde gegründet, um ein gesellschaftliches Problem anzugehen. Ein Thema aufzugreifen. Um etwas zu verändern. Ihr hattet bei der Gründung eine Idee, eine Vision, wie die Welt ein Stück besser sein könnte.

Und diese Vision - was ihr schlussendlich mit eurer Arbeit verändern möchtet - gilt es festzuhalten. Damit ihr euch selbst bewusst seid, was ihr genau bewegen möchtet. Und dann diesem Weg auch treu bleibt.

Und damit euer Umfeld versteht, warum es eure Organisation gibt. Und warum ihr unterstützungswürdig seid.

Anders als bei For-Profit-Unternehmen profitieren die Geldgebenden in der Regel nicht direkt von euren Dienstleistungen oder Produkten. Die Spender:innen haben üblicherweise keinen direkten Nutzen aus eurer Arbeit. Daher ist es umso wichtiger, dass Menschen, die euch finanziell und auch ideell unterstützen verstehen, wofür ihr das genau macht.

Es gibt also zwei Dinge, derer ihr euch klar sein und auch vermitteln müsst:

Eure Vision. Und eure Mission.

Diese müssen klar und formuliert sein. Doch wie genau unterscheiden sie sich? Was ist was?

Es gilt:

Die Vision ist euer Kompass. Ein grobes Ziel, das ihr erreichen möchtet. Ein Idealzustand. Euer Traum. Der Zustand, den ihr euch wünscht für euer Anliegen, wenn die Welt perfekt wäre.

Also beispielsweise: “Alle schulpflichtigen Kinder in Nigeria haben Zugang zu Schul- und Berufsbildung, um später ein eigenständiges Leben führen zu können”.

Die Vision ist die Beschreibung des Zustands, in dem es eure Organisation und eure Arbeit nicht mehr braucht.

Bis es aber soweit ist, ist die Vision der Grund, warum es euch und eure NPO jetzt gibt. Denn ihr wollt in der Gesellschaft oder in eurer Umwelt ein Problem beheben. Einen Zustand verändern. Das Denken verändern.

Dazu braucht ihr eine Mission.

Die Mission ist das Boot. Und die Crew. Und der Proviant.

Mit der Mission beschreibt ihr, wie ihr eure Vision, eure Idealvorstellung konkret erreichen möchtet.

Mit welchen Mitteln: Mit einem Segelboot? Mit einem Ruderboot? Oder einem Dampfer?

Mit der Mission beschreibt ihr auch, wo ihr tätig seid. Denn die ganze Welt umkrempeln könnt ihr wahrscheinlich nicht. Also müsst ihr euch festlegen. Wo soll eure Wirkung oder eure Hilfe geschehen? Auf die Bootsreise bezogen: Mittelmeer oder Pazifik? Oder Südsee?

Und sie beschreibt noch mehr: Sie sagt, warum ihr das überhaupt tut. Die Mission enthält eure Beweggründe. Und wer davon profitiert.

Die Menschen, die euch also unterstützen sollen - quasi euch den Proviant mitgeben - müssen aus Eurer Mission vier W’s herauslesen können.

  1. Warum: Warum tut Eure Organisation was sie tut? Erklärt das Problem, das ihr lösen möchtet sowie den Zweck und die Werte, die hinter den Aktivitäten stehen.

  2. Wie: Wie und was tut Eure Organisation? Beschreibt die Hauptaktivitäten oder Dienstleistungen. Eure Kompetenzen. Worin seid ihr gut? Was bietet ihr an?

  3. Wer: Wer profitiert von Eurer Arbeit ? Definiert die Zielgruppe oder die Gemeinschaft, die unterstützt wird.

  4. Wo: Wo findet die Arbeit statt? Gebt an, in welchem geografischen oder thematischen Bereich die Organisation tätig ist.

Eine klar formulierte Mission könnte also lauten:

„Unsere Mission ist es, durch den Bau von Schulen und die Bereitstellung von Lehrmaterialien sozial benachteiligte Kinder in ländlichen Regionen Nigerias zu unterstützen, um ihre Bildungschancen und Zukunftsperspektiven zu verbessern. Sie sollen später ein Einkommen erzielen können.“

So. Und was bringt das nochmals genau?

  1. Eure formulierte Mission gibt euch ein klares Ziel. Entscheidungen werden leichter getroffen, weil sie immer auf die Mission abgestimmt sind. Ihr investiert das Geld nicht plötzlich in Mädchenförderung in Indien. Oder der Delfinrettung. Obwohl das auch wichtig ist. Aber ihr habt euch benachteiligten Kindern in Nigeria verschrieben.

  2. Höheres Engagement: Mitarbeitende, Spendende und Freiwillige sind motiviert, da sie den Sinn ihrer Arbeit kennen. Menschen, die sich für Schulbildung engagieren möchten, kommen auf euch zu. Ihr müsst weniger Ressourcen investieren, Spender:innen für euer Anliegen zu motivieren.

  3. Eure Spenderinnen und Spender wissen, was mit dem Geld passiert. Ganz konkret. Das fördert das Vertrauen. Eure Unterstützer:innen und ihr habt ein gemeinsames Ziel. Ihr baut zusammen Schulen. Mit ihrem Geld und eurem Engagement. Damit sich langfristig für die Kinder etwas ändert.

Was passierte in deinem Kopf, als du diese konkret formulierte Mission oben gelesen hast?

Genau:

Dein Kopfkino ging los.

Du hast Kinder gesehen. Auf dem Land. In Nigeria. Die dort zur Schule gehen können. Dank einer Spende.

Und genau das passiert auch mit den Spender:innen. Sie wissen dann: diesen Kindern genau dort auf der Landkarte kann ich helfen.

Wenn ihr hingegen schreibt: “Wir unterstützen Kinder in Afrika” geht kein Kopfkino ab. Weil es zu allgemein gehalten ist. Darunter kann sich niemand so richtig vorstellen, was ihr macht. Auch ihr selbst nicht.

Darum: nehmt euch die 4 W’s zur Hand. Nehmt euch die Zeit, eure Mission und Vision klar zu formulieren. Das wird auch euch im Team stärken. Eure Ausrichtung. Denn dann ist allen klar, warum sie tun, was sie tun. Und in welche Richtung es geht.

Keine Geheimnisse, bitte!

Und wenn ihr eure Vision und Mission formuliert habt: teilt sie mit der Welt! Stellt sie auf die Webseite. Integriert sie in den nächsten Spendenaufruf. Postet sie. Ihr müsst sie nicht in der Geheimschublade liegen lassen ;-)

Denn: Mit einer klar formulierten, gelebten und publizierten Vision und Mission hebt ihr euch auch ab von anderen Hilfsorganisationen.

Es gibt Hunderte Organisationen, die Kindern helfen. Aber ihr baut ganz konkret für sie Schulen. In Afrika. Auf dem Land. Für benachteiligte Kinder.

Und wem das wichtig ist, der unterstützt euch. Genau aus dem Grund.

Zurück
Zurück

Ehrenamtlich - und professionell

Weiter
Weiter

Das unverzichtbare Fundament jeder NPO