Mission Drift: Wenn die Non-Profit-Organisation plötzlich zum Café wird

Non-Profit-Organisationen (NPOs) werden ins Leben gerufen, um gesellschaftliche Ziele zu verfolgen, sei es der Schutz der Umwelt, die Förderung von Bildung oder die Unterstützung bedürftiger Menschen. Doch unter finanziellem Druck suchen viele gemeinnützige Organisationen nach kreativen Wegen, um ihre Einnahmen zu steigern und unabhängiger von schwankenden Spenden und staatlichen Geldern zu werden. Der Gedanke, selbst Geld zu erwirtschaften, erscheint vielversprechend. Doch oft führt dies zu einer Entwicklung, die als „Mission Drift“ bekannt ist – das schleichende Abdriften von der eigentlichen Mission.

Ein Beispiel: Der Weg vom Spendenanlass zum Cafébetrieb

Stellen wir uns vor, eine soziale Einrichtung organisiert einen Spendenanlass, bei dem die Mitarbeitenden Kaffee und Kuchen anbieten, um die Gäste zu bewirten. Der Tag wird ein voller Erfolg: Die Gäste sind begeistert, und die Einnahmen aus dem Café- und Kuchenverkauf übertreffen die Erwartungen. Das Team überlegt sich, wie man diesen Erfolg wiederholen könnte – und bald fällt der Entschluss, ein kleines Café zu eröffnen, das regelmässig Einnahmen bringt. Die gemeinnützige Organisation hofft, dass das Café nicht nur Spenden ergänzt, sondern die laufenden Kosten für Projekte decken kann.

Anfangs läuft alles wie erhofft, und das Café bringt tatsächlich zusätzliche Mittel ein. Doch schon bald zeigt sich die Kehrseite: Ein Café erfordert Personal, Verwaltung, Lizenzierungen und regelmässige Betriebsabläufe. Anstelle von Projektarbeit verbringt das Team nun immer mehr Zeit mit der Organisation des Cafébetriebs.

Wenn die eigentliche Mission ins Abseits gerät

Im Alltag eines Cafébetriebs wird klar: Die Arbeit für die Zielgruppen und das eigentliche Anliegen – zum Beispiel Bildungsprojekte oder Umweltschutz – rückt immer weiter in den Hintergrund. Die zusätzliche Belastung und die wachsenden Kosten nehmen mehr Ressourcen in Anspruch, als ursprünglich gedacht. Diese Entwicklung ist typisch für Mission Drift: Die Organisation verliert allmählich den Fokus auf ihren ursprünglichen Zweck und steckt ihre Energie in eine Einnahmequelle, die nicht zur Kernaufgabe gehört.

Warum Mission Drift heute so häufig auftritt

Viele soziale Organisationen sind heutzutage auf zusätzliche Einnahmequellen angewiesen, um ihre Projekte zu finanzieren. Der gemeinnützige Sektor ist in den letzten Jahren stark gewachsen, was zu mehr Wettbewerb um knappe Ressourcen führt. Öffentliche Gelder stagnieren oder gehen zurück, und auch die Spendenbereitschaft bleibt unsicher. Vor diesem Hintergrund wenden sich viele Organisationen kommerziellen Aktivitäten zu – doch das kann dazu führen, dass sie sich immer mehr wie klassische Unternehmen verhalten und ihre eigentliche Mission verwässern.

Wie eine Organisation den Mission Drift vermeidet

Eine klare Strategie und eine starke Führung sind entscheidend, um Mission Drift zu verhindern. Vor jeder neuen Aktivität sollte sich die Organisation fragen: Unterstützt das wirklich unsere Mission? Passt es zu unseren Werten und unserer Zielgruppe?

Natürlich kann es sein, dass sich die Bedürfnisse der Gesellschaft und der Zielgruppe ändern. In solchen Fällen kann eine strategische Neuausrichtung sinnvoll sein – aber nicht nur aus wirtschaftlicher Notwendigkeit. Eine Organisation sollte ihre Mission nur dann anpassen, wenn die neuen Ziele zu den grundlegenden Werten und zum ursprünglichen Zweck passen.

Fazit: Flexibel bleiben und auf den Kernauftrag fokussieren

Mission Drift lässt sich vermeiden, wenn die Organisation regelmässig überprüft, ob sie noch auf ihrem Kurs ist. Anpassungen und neue Ideen sind hilfreich, aber nur, wenn sie zur Mission passen. So kann die Organisation stabil bleiben und ihren Auftrag auch in einer sich wandelnden Welt erfüllen.

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