“Ich mag keine Bettelbriefe schreiben”

Punkt. Das hat mir Oskar gesagt. Er ist Geschäftsführer einer kleinen Non-Profit-Organisation. Einer, die keine Fundraisingabteilung hat. Und keine Kommunikationsabteilung. Oder hat sie eigentlich schon: Oskar.

Der gemeinnützige Verein setzt sich für soziale Belange ein. Er erhält wohl jährlich eine fixe Unterstützung der öffentlichen Hand. Dennoch reicht das Geld nicht aus. Oskar ist Sozialarbeiter. Er liebt seine Arbeit. Er berät Klientinnen und Klienten, Angehörige. Organisiert Austauschtreffen von Fachpersonen. Vernetzt sich mit Gleichgesinnten. Informiert über “sein” Thema. Hält Vorträge, schafft Bewusstsein für das Anliegen des Vereins.

Und sollte nebenher Fundraising betreiben. Und den Jahresbericht schreiben. Und Social Media Posts veröffentlichen. Denn das Team ist klein. Die anderen drei Mitarbeitenden betreuen Klient:innen und Angehörige. Haben also auch nicht wirklich viel Zeit.

Vergangenes Jahr hat Oskar einen Tagestreff für Betroffene eröffnet. Denn der Bedarf ist klar da. Zweimal pro Woche ist der Tagestreff geöffnet. Die Tage sind immer ausgebucht. Für ein Jahr konnte Oskar die Finanzierung sicherstellen. Doch nun läuft die Uhr.

Hauruckaktionen sind stressig

Darum sollte er jetzt “Bettelbriefe” schreiben. Damit möglichst bald Spenden eintrudeln, um den Betrieb aufrecht zu erhalten. “Aber ich mag keine Bettelbriefe schreiben”. Ich kann Oskar gut verstehen. Denn oft sind solche Aktionen unstrukturiert, ungeplant. Und Oskar kann sich nicht recht begeistern fürs Fundraising. Bisher macht Oskar das nämlich meist irgendwann zwischen Feierabend und Mitternacht. Sein Aufwand ist gross, die Resonanz oft nicht befriedigend. Und die Briefe haben inhaltlich auch oft den Anstrich von “betteln”.

Was also tun?

Mit Strategie zum Ziel

Fundraisingstrategie ist hier das Zauberwort. Ja, sich hinzusetzen, einen Plan zu erstellen und alle nötigen Schritte in die Wege zu leiten braucht Zeit. Und Expertise. Doch Oskar kann sich schlussendlich viel Nerven sparen. Denn ist eine solche Strategie erst einmal aufgesetzt, kann er die Spendenaktionen, Anlässe oder Anschreiben an Stiftungen, Privatspender und Firmen frühzeitig planen. Allenfalls externe Hilfe hinzuziehen. Oder sein Team darauf vorbereiten, wann welche Aktion stattfindet.

Was bedeutet das konkret?

Eine clevere Fundraisingstrategie heisst, sich Gedanken zu machen über seine eigenen Ziele. Über die Zielgruppen: im Fundrasing in dem Fall über die Spender: innen. Über ihre Bedürfnisse. Seine (potenziellen) Spender: innen zu analysieren. Und zu überlegen, wann welche Zielgruppe mit welcher Aktion und auf welchem Kanal am besten erreicht werden kann. Soll ein Mailing in den Briefkästen landen? Oder eine Social Media Kampagne lanciert werden? Eine Zeitungsbeilage? Oder besser Plakate? Wann und wie werden alle Aktionen übers Jahr aufeinander abgestimmt?

Sollen ehemalige Spender: innen um Unterstützung gebeten werden? Sollen sonst noch bestehende Kontakte angeschrieben werden? Und hier meine ich nicht nur (potenzielle) Spenderinnen und Spender, die irgendwo in der Welt draussen sind. Nein. Auch Angehörige, die von Oskar beraten werden. Fachpersonen. Gäste bei den Vorträgen. Gleichgesinnte. All diese haben schon einmal vom Verein gehört. Und haben eine ungefähre Vorstellung des Engagements. Kennen Oskar und sein Team. Und sind dadurch auch Multiplikatoren und auch potenzielle Spendende.

Werden diese Themen strategisch angegangen, geht auch keine Zielgruppe vergessen. Denn dann können über das Jahr verschiedene Spendenaktionen und -aufrufe stattfinden, welche unterschiedliche Spendergruppen adressieren. Und dann auch erreichen.

Planbarkeit, Beziehungspflege und Ruhe

Weiter bedeutet eine Fundraisingstrategie auch, Einnahmen in einem gewissen Masse planen zu können. Denn die kurzfristigen Bettelbriefaktionen kommen vielleicht zur falschen Zeit. Weil der Hut brennt und einfach etwas gemacht werden muss.

Strategisches Fundraising heisst weiter, die Beziehung zu Spenderinnen und Spendern zu pflegen. Loyale Spender: innen sind Gold wert. Und es bedeutet auch, im Nachgang den Erfolg und die Wirksamkeit messen zu können, wenn im Voraus festgelegt wird, welche Kennzahlen und Ziele man erreichen will.

Eine Fundraisingstrategie ist also ein Pluspunkt. Sie bringt Planbarkeit in den Alltag. Sie ermöglicht, gut durchdachte Aktionen in Ruhe umzusetzen. Spender: innen (aufs Neue) zu begeistern und Spendeneinnahmen in einem gewissen Masse planen zu können.

Wie Oskar nun vorgeht, stellen wir euch in einem separaten Blogbeitrag vor.

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Der Zwilling des Fundraising